... Altgold

 

 

Ist es sinnvoll Altgold zu verkaufen?

Altgold 'schimmelt‘ nicht, etwas Staub schadet ihm auch nicht und der Platzbedarf ist sicherlich zu vernachlässigen. Warum also das teure
Rohmaterial verkaufen? Jeder Goldschmied kann es in ein neu zu fertigendes Schmuckstück einrechnen.

Ein Rechenbeispiel:
Sie haben von einem irreparablen Armband der Großmutter zehn Gramm 585/°°° Gelbgold zu Hause liegen. Das sind genau 5,85 Gramm Feingold. Verkaufen Sie es, entstehen Ihnen z.B. fünf bis zwölf Prozent Bearbeitungsverlust. Für den Altgoldankäufer muss sich der Ankauf lohnen. Er zieht z.B. sein Gehalt, die Kosten für die Werbung und die Umsatzsteuer vom tatsächlichen Goldwert ab. Dazu kommen die Kosten für die Scheideanstalt. Das ist die Firma, die das Gold-Gemisch (also die Legierung) wieder in seine Bestandteile zerlegen kann, z.B. in reines Gold, Silber und Kupfer. All diese Kosten müssen abgezogen werden vom Warenwert Ihres Schmuckstücks.

Aktuell (08.02.2019) liegt der Gold-Ankaufspreis bei 34,98 Euro pro Gramm, der Verkaufspreis (verarbeitetes Gold) liegt bei 37,48 Euro und unverarbeitet bei 36,02 Euro. Wir haben hier schon einen Unterschied von ca. 2,50 Euro pro Gramm.

Es gibt auch Altgoldankäufer die das Gold nicht zur Scheideanstalt bringen sondern aussortieren, einschmelzen und als fertige Legierung weiter verkaufen.
Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber, warum nicht gleich zum Goldschmied gehen und sich aus dem alten Schmuckstück ein neues anfertigen lassen?


Betrachten Sie bitte folgende Szenarien:

Gold verkaufen:
Sie haben 10 g 585/°°°, das sind 5,58 g Feingold. Abzüglich 10 % Bearbeitungsverlust verbleiben Ihnen 5,08 g.
5,08 g x 34,98 €/g = 177,70 Euro. Nun werden die (unbekannten)
Kosten des Ankäufers und die Umsatzsteuer von 19 % abgezogen. Es verbleiben Ihnen noch 85 Euro, die Sie mindestens erhalten sollten.

Fünf Jahre später:
Ein besonderer Tag! Sie kaufen einen handelsüblichen Ring in 750/°°° Gelbgold. Er wiegt 6,8 Gramm. Das ist das gleiche Feingoldgewicht, nämlich 5,1 g Feingold, wie das kaputte Armband Ihrer Oma. Der neue Ring kostet 720,00 Euro.

In diesen 720 Euro sind Gold, Herstellung, Werbung, Lohnkosten, etc. enthalten. Die Mehrwertsteuer haben wir noch nicht eingerechnet.
Der Ring kostet 720 Euro, abzüglich der 85 Euro aus Ihrem Goldverkauf.
Der neue Ring kostet 635 Euro (zuzügl. MwSt).

Gold nicht verkaufen:
Sie haben 10 g 585/°°°, das sind 5,58 g Feingold. A
bzüglich 10 % Bearbeitungsverlust verbleiben Ihnen 5,08 g.
5,08 g x 34,98 €/g = 177,70 Euro. Dieser Geldwert ist Ihrem Besitz geblieben.

Fünf Jahre später, ein besonderer Tag!
Sie lassen sich einen individuellen Ring in 750/°°° Gelbgold anfertigen. Er wiegt 6,8 g Das ist das gleiche Feingoldgewicht wie das kaputte Armband Ihrer Oma. Für Entwurf, Herstellung und Bearbeitungsverluste berechnet der Goldschmied 350 Euro.

Der neue Ring kostet 350 Euro (zuzügl. MwSt.).

Zurück zur Eingangsfrage, ob es sich lohnt, sein Gold zu verkaufen?

Nein!

Auch wenn der Goldpreis, wie in diesem Beispiel, in zehn Jahren anders aussehen kann, das Prinzip bleibt das Gleiche.
Wenn Sie Ihr Gold nicht verkaufen, haben Sie deutlich weniger ausgegeben.

Oder anders formuliert:
Für runde 635 Euro war es nicht möglich den Ring zu finanzieren, aber 350 Euro lagen durchaus im Rahmen des Möglichen.

Und noch ein wichtiger Hinweis:
Was passiert mit den Edelsteinen aus dem Altgold?
Ein winziger Smaragd kann mehr wert sein kann als ein Brillant, aber wissen Sie das oder Ihr Ankäufer? Bedenken Sie auch, das am Edelsteinbesatz ein finanzieller Schaden entstehen kann.

Noch ein Tipp: Bei Ihrer Bank lassen sich Feingold und andere Edelmetalle ohne Mehrwertsteuer erwerben!

 



Einen lesenswerten Artikel der Zeitung 'Welt-Online' vom 23.03.08 möchte ich hier noch anfügen.

_______ZITAT_______
 
Ansturm auf Juweliere
23.03.2008
Aufpassen beim Verkauf von Altgold und Schmuck

Zahngold, Münzen, Omas Trauring, Familien- Erbstücke, abgelegter oder kaputter Goldschmuck: Weil der Goldpreis exorbitant hoch ist, kramen zurzeit viele Bürger ihr Altgold zusammen, um es zu versilbern. Denn der Goldpreis ist auf historischem Rekordstand. Doch Vorsicht: Unter den Ankäufern sind viele Betrüger und Schwindler.

Mit altem Goldschmuck lassen sich gerade gute Geschäfte machen. Eine schwere Kette, die 1970 beispielsweise 600 D-Mark gekostet hat, kann heute bis zu 600 Euro einbringen, sagt Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverbands der Juweliere (BJV). Am Gold-Hype wollen alle verdienen, auch unseriöse Ankäufer. Wer nicht aufpasst, kriegt über zwei Drittel weniger gezahlt als aktuell möglich.

Wo lassen sich die Schätze also am besten zu Geld machen? Auf keinen Fall bei Ankäufern, die mit Werbezetteln auf sich aufmerksam machen wie derzeit bundesweit der Fall. "Leute sollen auch in Handy-Shops und Hinterzimmern von Boutiquen ihr Gold abgeben“, berichtet Falk Murko von "Stiftung Warentest“. Akzeptiert wird angeblich alles, sogar Dentalgold, an dem noch Zähne dranhängen, Tafelsilber oder Silberleuchter. Der Wert der Preziosen wird über den Daumen geschätzt. Das Geld gibt es gleich bar auf die Hand, häufig ohne Quittung.

Doch der Verbraucherschützer warnt: Finger weg, nicht auf unbekannte Händler einlassen. Ahnungslose Verkäufer werden mit einem Bruchteil des Bestpreises abgespeist. Das gelte häufig auch für Internet-Aufkäufer, mahnt Murko zur Vorsicht.

Beim Juwelier ist man da schon besser bedient. Derzeit würden die Fachgeschäfte bundesweit regelrecht überrollt von Kunden, die ihr Altgold bringen und zu Geld machen wollen, betont Fischel. "Es kommen mindestens 40 Prozent mehr Leute zu uns als noch im letzten Jahr.“ Ein Juwelier beurteilt die Stücke nach Karat und Gewicht. Der Stempel auf dem Schmuck gibt Aufschluss über die Metalllegierung. Im 333er Gold ist beispielsweise ein Goldanteil von 33,3 Prozent drin, im 585er Gold 58,5 Prozent.

Für eine 35 Gramm schwere Kette aus 585er Gelbgold (entspricht gut 20 Gramm Feingold) lassen sich derzeit über 350 Euro erzielen. Weil aber auch der Fachmann verdienen will, gibt es keine Garantie auf absolute Top-Preise, räumt Fischel ein.

Eine Frau aus dem Landkreis München machte jedenfalls im seriösen Juwelierladen ihres Vertrauens nicht das erhoffte Geschäft ihres Lebens: Sie trug ungefähr 120 Gramm Altgold hin und bekam dafür gerade mal 350 Euro in die Hand gedrückt, ohne Quittung. „Das grenzt an Betrug. Sie hätte in etwa 1650 Euro erzielen können“, sagt Angelika Windpassinger von der Allgemeinen Gold- und Silberscheideanstalt in Pforzheim, einem der Marktführer in Europa, seit über 100 Jahren spezialisiert auf die Rückgewinnung von Edelmetallen.

Fairste Preise gibt es bei Scheideanstalten

Bei Scheideanstalten wie der Pforzheimer Firma landet letztendlich sämtliches Altmaterial. Weder die fliegenden Ankäufer, noch die Pfandhausbetreiber oder Juweliere sind in der Lage, die Preziosen einzuschmelzen und die unedlen von den edlen Metallen zu trennen. „Erst nach dem Einschmelzen gibt es Gewissheit darüber, wie hoch der Feingoldanteil tatsächlich war,“ betont Windpassinger. Oder: Was der Endkunde bestenfalls ohne Zwischenhändler gekriegt hätte.

Wer einen ordentlichen Batzen Altgold versilbern will, kann sich gleich direkt an eine Scheideanstalt wenden. Dort lassen sich oft die fairsten Marktpreise erzielen. Im Pforzheimer Unternehmen wird zwei Mal täglich für die Kundschaft der Goldpreis aktualisiert. Allerdings wird Material erst ab 50 bis 100 Gramm aufwärts akzeptiert, berichtet die Expertin. Größere Mengen Schmuck oder etwa schweres, mehrteiliges Silberbesteck werden häufig kostenfrei abgeholt. Andere Firmen lassen sich die Preziosen der Bürger auf dem Postweg zuschicken.

„Wegen eines Ringes oder ein paar Kettchen sollte man sich lieber an einen Ankäufer seines Vertrauens wenden“, rät Windpassinger. Ihr Tipp: Immer mindestens zwei bis drei Stellen abklappern und Vergleichsangebote einholen. Niemals schon im ersten Geschäft zuschlagen. Und auf keinen Fall fremdes Gold bei Internetauktionen ersteigern in der Hoffnung, es danach mit Gewinn zu Geld machen zu können. „Einen falschen Stempel kann jeder Feinmechaniker herstellen, ein Bild sagt gar nichts über Echtheit und Wert“, warnt die Expertin.